Baracke 92B, Marzahn-Hellersdorf, Berlin

Architekt:

Seemann-Torras Architektur

 

Art:

denkmalgerechte Sanierung des Gebäudes

 

Leistung von Seemann-Torras Architektur:

LPH 1-9

 

Bauherr:

privat

 

Raumprogramm:

2 Wohnungseinheiten / ca. 380 qm NF

 

erbaut:

1944

 

Sanierung:

2017

Aufnahme der bauzeitlichen Mittelwand mit den Schornsteinen sowie den Türen, die die ehemaligen Stubenpaare verbanden. 

Das Zwangsarbeiterlager Berlin-Kaulsdorf war zur Zeit des Nationalsozialismus das größte von mindestens 30 Lagern im Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Errichtet wurde dieses Lager mit Holzbaracken, welche im Winter 1943/44 bei Luftangriffen fast vollständig zerstört wurden.

Der Wiederaufbau von fünf neuen Backsteinbauten erfolgte Mitte 1944. Als Zwangsarbeiterlager wurden diese dann bis Ende des zweiten Weltkrieges genutzt.

Die massiven Baracken wurden ab 1947 zu Wohn- und Gewerbezwecken umgebaut. 

Heute wird das ehemalige Zwangsarbeiterlager lediglich durch die letzte Baracke 92B und einer Ausstellung auf der anderen Seite der Wuhle verortet. Über Jahre hinweg wurde das Gebäude bereits bewohnt, umgebaut und so stark verändert, dass von dem ursprünglichen Charakter kaum etwas erhalten geblieben ist.

Ohne eine bauliche Maßnahme wäre auch die letzte Baracke und ihre Geschichte für nachkommende Generationen verloren gegangen.

In enger Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalschutzbehörde und dem Landesdenkmalamt wurde, um dies zu verhindern, ein Konzept entwickelt, dass die noch vorhandene historische Bausubstanz und seine Geschichte bewahrt, es aber auch als Chance sieht, endlich etwas Positives einkehren zu lassen. 

Zwei Familien haben aus diesem Grund viel Arbeit, Zeit und Kraft investiert, um die letzte, noch erhaltene Baracke zu retten. 



Bauprozess

2018: Die ursprünglich ziegelsichtige Fassade konnte nicht wiederhergestellt werden, da der nachträglich angebrachte Zementputz die Ziegel großflächig beschädigte. 

2018: Die ergänzten baulichen Eingriffe wurden entfernt, sodass die Reste des ursprünglichen Gebäudes sichtbar wurden. 

2018: Der Schornstein sowie die Türen, die die ehemaligen Stubenpaare miteinander verbanden, wurden freigelegt und teilweise gesichert. 

2017: Nach Entfernen des Putzes und Wandbekleidungen wurden die ehemaligen Türpaare gefunden.

2017: Nach Entfernung der nachträglichen Einbauten sowie des Putzes werden die Türen zu den ehemaligen Paarstuben gefunden und die ursprünglichen Wände der Stuben, welche in den letzten Jahrzehnten abgebrochen wurden, werden an den Decken sichtbar. 

2017: Alle nachträglich Wandbeläge und Deckenverkleidungen werden entfernt, um die noch erhaltenen, bauzeitlichen Wände der Baracke freizulegen. 

Außenraumkonzept

Durch die Rekonstruktion und Aufarbeitung der ehemaligen Fensterpaare, lassen sich Stuben des Zwangarbeiterlager von äußerlichen Erscheinungsbild wieder erahnen. Zu den ehemaligen Fensterpaaren, werden neue Fensterformate ergänzt, die durch Faltschiebeläden in Fassadenfarbe sich von den bauzeitlichen Fenstern abheben werden.

Geschlossene Faltschiebeläden:

Die bauzeitliche Gliederung wird durch das Schließen der fassadenfarbenden Faltschiebeläden im Bereich der ergänzten Fenster sichtbar.

Geöffnete Faltschiebeläden:

Wenn die Faltschiebeläden geöffnet sind, entsteht eine neue Komposition.

 

2017 - Baracke  vor der Sanierung

2017: Von dem ursprünglichen Erscheinungsbild ist durch eine Vielzahl baulicher Eingriffe kaum etwas erhalten geblieben. Lediglich zwei Fenster mit Gittern sind noch bauzeitlich. 

Innenraumkonzept

Idee ist es, die noch vorhandenen Wände, Wandöffnungen sowie Schornsteine (rot markiert) freizulegen und zu bewahren. Sämtliche nachträglichen Einbauten werden rückgebaut (blau markiert). Um die ehemaligen Stuben des Lagers anzudeuten, werden gefunden Türpaare freigelegt und gesichert. Auf diese Weise lässt sich die ehemalige Raumstruktur mit seinen Stuben wieder erahnen. Von einer Rekonstruktion der Stuben wird allerdings abgesehen. 

Die unten angeführten, drei Isometrien zeigen die baulichen Veränderungen seit 1944 bis heute.

Darunter wird der neue Entwurf gezeigt.

Bestand

2017: Nach Entfernen des Efeus wurden die nachträglich vorgenommen Veränderungen im vollen Umfang sichtbar. Nach dem Krieg wurden neue Garagentore und Fenster eingebaut und die Barack wurde vollständig verputzt.

2016: Vor der Sanierung

2016: Innenräume vor der Sanierung